Die zweitgrösste Stadt Thailands ist quasi mein Eingangstor nach Asien. Doch bevor ich das alte Chang Mai durch das alte Tha Phae Stadttor betreten kann, liegen noch zwei schier unüberwindliche Hürden vor mir: Ich muss zwei dreispurige Hauptstrassen zu Fuss überwinden.
Während ich noch überlege, ob ich mir ein Tuktuk nehmen soll um auf die andere Strassenseite zu kommen, schau ich den Einheimischen zu und tue es ihnen dann todesmutig gleich: Einfach losgehen und den Verkehr beobachten. Es wird gehupt, die Autos, Mopeds und Tuktuks fahren um mich herum, mal muss ich stehen bleiben, mal muss ich rennen, aber es funktioniert und ich komme unversehrt auf der anderen Strassenseite an.
Das Stadtzentrum ist nicht besonders gross und wimmelt nur so von Touristen, meistens Asiaten, und ein Asiate der etwas auf sich hält, geht heutzutage nie ohne Selfiestange auf Reisen. Mit so einem Ding kann man mit dem Handy Selfies aus anderen Perspektiven als immer nur am lang ausgestreckten Arm machen. Die Ergebnisse mögen ja ganz nett sein, aber es sieht wirklich wahnsinnig bescheuert aus, wenn vor einem Tempel permanent mehr als zehn Leute mit so einem Ding rumfuchteln. Egal, ich hab es als Chance genutzt und statt Sehenswürdigkeiten Selfistangenselfiknipser geknipst.
Als ich nach einer fahrbaren Suppenküche oder einem kleinen Restaurant Ausschau halte, sieht es manchmal fast danach aus, als gäbe es hier nur Hamburger, Sandwiches oder Pizza zu essen. Was soll das? Ich will ein Curry! Ein paar Ecken weiter finde ich dann doch noch ein kleines Restaurant, in dem nur Einheimische sitzen und lasse mir ein köstliches Paneng Curry zusammen mit einer grossen Flasche Singha Bier schmecken.
Am nächsten Tag wache ich erst gegen Mittag auf – Jetlag. In der Stadt beginnen schon die Vorbereitungen für den Sunday-Night-Market, doch solange es noch hell ist, mache ich noch ein bisschen Jagd auf Touristen.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie unaufmerksam Menschen sind, wenn sie sich auf eine Sache konzentrieren. Man kann einen Meter vor ihnen stehen und Fotos machen und sie merken es nicht. Dabei muss ich mir dann aber auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich bei der Jagd nach Fotomotiven genau so unaufmerksam bin, und damit ein gutes Opfer für Taschendiebe abgebe.
Der Andrang zum Nachtmarkt ist so gross, dass die Polizei wild pfeiffend und gestikulierend den Verkehr vor dem Stadttor regeln muss. Einmal dürfen die Autos, Tuktuks und Mopeds fahren, dann wieder dürfen Fussgänger über die Strasse. Die Polizisten müssen jeweils den nicht nicht enden wollenden Strom der einen Gruppe durchschneiden um dann den anderen wieder eine Chance zu geben. Das allein ist schon ein sehenswertes Spektakel.
Der Markt bietet Touristen-Kitsch in rauhen Mengen, aber auch eine unüberschaubare Menge an Essensständen mit den feinsten Leckereien, die das Land zu bieten hat. Hatte ich gestern noch Probleme lokales Essen zu finden, so habe ich jetzt das Problem, dass ich mich fast nicht entscheiden kann, wo ich überall kosten und probieren will. Schliesslich halte ich mich an gekochte und/oder frittierte Sachen, weil ich ungern die nächsten Tage mit Durchfall auf dem Motorrad sitzen will.